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МИСЛЕНЕ ДРЕВО

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Skizze aus dem Huzulenleben

Von einem Huzulen F. F.

Wer mochte wohl den schmucken, munteren, und dabei doch so stolzen Huzulen gesehen haben, ohne ihn gleich lieb zu gewinnen? Namentlich ist es die nette, malerische Tracht, welche so sehr gefällt, und mit Recht: denn nach der schottischen, ungarischen und griechischen dürfte sie die schönste in Europa sein.

Und welcher Tourist, der den Huzulengau besuchte, brachte nicht ein Erinnerungszeichen heim? etwa einen Kelef, einen Toporez, ein Pulverhorn, ein Messer, ein Fässchen aus Tissenholz oder dergleichen? Ja: der Huzule lässt bei jedem eine angenehme Erinnerung zurück, der ihn zu sehen Gelegenheit batte, und somit glaube ich keinen Missgriff zu thun, wenn ich dem freundlichen Leser aus dem Leben dieses Völkchens Skizzen in Novellenform bringe.

Dass diese Form die angenehmste ist, wird kaum jemand bezweifeln; und damit meine Erzählung auch einen inneren Werth habe, werde ich bemüht sein, Thatsachen, wie sie im Volke wirklich erlebt wurden, mit möglichst gewissenhafter Treue wieder zu geben. Möge nun der freundliche Leser wenigstens meinen guten Willen anerkennen!

1. Ein Don Juan

Marko N. war vielleicht der schmuckste Bursche im ganzen Huzulengau, und vielleicht auch der beliebteste, denn eine treuere Seele, ein wärmeres Herz mochte es weit und breit nicht geben. Dass er es aber mit dem schönen Geschlecht nicht eben sehr genau nahm, war eine Schwäche, wie denn überhaupt jeder Sterbliche seine Schwächen hat. Bei Marko war es eben die genannte, was übrigens nicht sehr auffiel, denn ein echter und rechter Huzule hat warmes Blut, und ist nichts weniger als Kopfhänger. Da aber Herr Marko die Sache denn doch zu arg trieb, so möge es den freundlichen Leser nicht wundern, wenn Väter, Mütter und Ehemänner manchmal denn doch die Nase rümpfen zu müssen glaubten.

Wenn ich auch die Schwächen Marko’s weder theilte, noch gut hiess, so hatte es doch nichts zur Sache, dass wir die innigsten Freunde, ja sogar Waffenbrüder wurden. Und wir mussten es eigentlich von Rechtswegen werden, denn nicht nur, dass wir die nächsten Nachbarn waren, galten wir auch für die besten Schützen und die tüchtigsten Raufer der Umgegend. Ja, wir erlegten sogar einige Bären gemeinschaftlich, und dies knüpft die Herzen der Huzulen zum innigsten Freundschaftsbunde. Und Freunde waren wir in der That, obwohl wir weder daran dachten noch es einander ausdrücklich gestehen mochten, denn ein echter und rechter Huzule darf nichts weniger als sentimental scheinen, obwohl es schwerlich wo gefühlvollere Herzen geben mag, als es eben die Huzulenherzen sind. Genug an dem: wir waren die intimsten Freunde, ohne darüber auch nur ein Wort zu verlieren.

Für einen Huzulenburschen giebt es kaum eine kritischere Zeit, als wenn die schmucken k. k. Offiziere mit ihren scheppernden Säbeln zur Assentirung kommen. Da heisst es meistens, den dunkelblauen Bergen «Ade» sagen und Gott Allmächtige weiss es allein, wie schön doch diese Berge sind, und wie sie es einem so zauberisch anthun können, dass man alles andere lieber missen würde, als ihre blumigen Triften. Doch es lässt sich nun einmal nicht anders machen; und woher sollen es auch die Herren Offiziere wissen, wie das Gebirge dem Huzulen so unendlich lieb ist?

Ja, ja, die Berge,

Ja, die kennt, niemand, nein!

Nur der Huzulenbub

Kennt sie allein.

Wenn ich gestorben bin,

Geb ich den Himmel hin,

Nur in mein Hochland grün

Heim will ich zieh’n!…

Auch mich und den Marko rief man auf den Assentplatz. Doch der reiche Vater des Marko erlegte für ihn sogleich die Befreiungstaxe, und er war frei, während ein Herr Korporal meine üppigen blonden Locken mit einer Silberscheere ganz gemüthlich schor, ohne vielleicht auch nur zu ahnen, daß mir um jedes, jedes Haar das Herz blutete. Doch es liess sich nichts machen: ich wurde assentirt, nahm Abschied von meiner armen alten Mutter, von meiner herzinnigen Schwester, von meinen Waffen und von meinem Schweissfuchs, und war eben im Begriffe zum Marko zu gehen, um auch ihm Lebewohl zu sagen, als er hastig in’s Zimmer stürzte:

– Guten Morgen, Bruder! du gehst?

– Ja.

– Und mir hast du nichts zu sagen?

– Ich wollte eben zu dir geben, um dir Lebewohl zu sagen.

– Sonst hast du nichts auf dem Herzen?

– Nein. Du wärst ja mein Freund!

– Und?

– Meine Schwester bleibt schutzlos… Du weißt, die Burschen waren nicht gut auf mich zu sprechen, – sie nannten mich stolz… Und…

– Ich weiss es. Du glaubst, sie könnten deine Schwester beleidigen?

– Ja wohl.

– So lange ich am Leben bin, geschieht’s nicht, das glaube mir! Glaubst es?

– Ja!

– Nun lebe wohl! Der Alte wird brummen, dass ich eine Stunde Arbeit versäumt habe.

Marko wischte sich eine Thräne aus den Augen; ich that’s auch, und jeder gieng seiner Wege.

Ich diente bereits ein Jahr, und es gieng mir bei den schmucken kaiserlichen Jägern eben nicht schlecht, wie es überhaupt einem echten und rechten Huzulen nie schlecht gehen kann, als mich eines Tages der Hauptmann in der grössten Eile zu sich rufen Hess.

– Du hast einen Brief per Estafette erhalten, – sagte er zu mir.

– Ich kann nicht lesen, Herr Hauptmann.

– Darf ich den Brief öffnen?

– Ich bitte sehr, Herr Hauptmann.

Der Hauptmann, der mich überhaupt sehr lieb gewonnen hatte, las den Brief flüchtig durch, und ich glaubte zu bemerken, dass er sich etwas entfärbte. – Deine Mutter liegt auf dem Sterbebette, – sagte er dann zu mir.

– О Gott!… und?

– Bittet dich auf einige Tage nach Hause zu kommen. Hier schickt sie dir einiges Geld. Hast du weit nach Hause?

– Etwa zwanzig Meilen, Herr Hauptmann.

– Dann rtitisśt du eilen. Gehe sogleich zum Oberjäger, er soll dir einen Urlaubpass auf vierzehn Tage ausfertigen.

Ich ging.

Eine Stunde später befand ich mich auf dem Wege in die Heimat.

Es dämmerte bereits, als ich in unser Dorf kam; in meinem Hause war weder Feuer noch Licht zu sehen. Mit bebendem, geängstigtem Herzen trat ich in die Stube; es herschte Todesstille darin; jemand lag auf dem Bette, es war meine Mutter, ich erkannte sie sogleich, obwohl es bereits finster im Zimmer war. Wer sollte auch eine Mutter nicht erkennen?

– Sind Sie es Mutter? – fragte ich, nachdem sich der Sturm meines Herzens etwas gelegt hatte. – Eine unheimliche Ahnung durchbebte alle meine Nerven.

– О mein Sohn! – schrie die Kranke fast schrecklich auf, – mein einziger, mein unglücklicher Juri!…

Und die Kranke streckte ihre abgemagerten Arme sehnsuchtsvoll nach mir aus, die jedoch gleich darauf kraftlos auf die Bettdecke fielen. Ich blickte scheu im Zimmer herum.

– Und so allein, Mutter? Wo ist denn die Marie? (meine Schwester nämlich).

– Frage den Todtengräber, mein Sohn, und deinen nichtswürdigen, treulosen Freund! Ja der, der hat mein unglückliches Kind getödtet, und heute oder morgen bringt er auch mich ins Grab!… O, wenn alle Flüche des Himmels und der Hölle ihn treffen würden!…

– So erzählen Sie doch um Gotteswillen, was geschehen ist? Wo ist Marie?

– In der äussersten Ecke des Friedhofes, – lallte die Kranke im Fieberwahn – dort haben sie mein Herzblut begraben, ohne Priester, ohne Gesang, ohne Glocken! Wie eine todte Hündin haben sie sie begraben, und das hat alles dein ehrloser, treuloser Freund gethan!…

– Doch nicht der Marko? – fragte ich fast athemlos, und ein fürchterlicher Gedanke durchzuckte mein Gehirn.

– Und wer sonst, als dieses Ungeheuer? Er hat sie verführt, sie sprang ins Wasser.

Ich hörte den Rest dieser Worte nicht mehr, denn den nächsten Augenblick war ich schon in Marko’s Hause, ein blankes blitzendes Messer in der Hand.

Marko stand am Tische und lud eine Pistole; die er soeben gereinigt hatte, als ich in sein Zimmer stürzte. Er wurde bleich, dann roth und dann wieder bleich, doch dies dauerte nur eine Sekunde, denn in der nächsten hatte ich ihn bereit am Halstuche gefaßt und das Messer an seine Brust gesetzt. Er liess alles mit sich geschehen.

– Elender, wo ist meine Schwester? – schrie ich vor Wuth bebend und meine Piechtę holte eben aus, um ihm das Messer in’s Herz zu stossen, als sie von seiner Hand wie von einer eiserner Zange gepackt und festgehalten wurde. Vor Aufregung ermattet, war ich für den Augenblick unmächtig, sie ihm zu entwinden.

– Was willst du thun’? – fragte er mich nach einigen furchtbaren Sekunden, während dem es mir roth und funkelnd vor den Augen tanzte, – du willst doch nicht…

– Ja, ich will! ich will! schlachten will ich dich, Verräther, und dann dein Fleisdi stückweise den Raben vorwerfen und deine Knochen den Hunden, dass sie daran bis zum jüngsten Tage nagen!… Elender! Hattest du nicht einen Funken Gewissen in deiner Seele, nicht ein Atom Treue in deinem Herzen? Lass los meine Hand! –

– Ja, aber einige Worte erlaube nur noch, ich beschwöre dich bei unserer Waffenbrüderschaft! – dann magst du thun, was dir gut dünkt!

– Sprich! – sagte ich.

– Ich habe nicht viel zu sprechen, denn ich habe deine Schwester wirklich verführt, und weiss auch um so gewisser, dass ich deiner Rache nicht entrinnen werde; denn wenn nicht heute so morgen, wenn nicht morgen, so in einem Jahr, in zwei Jahren, zehn Jahren jagst du mir ein Messer durch die Brust oder eine Kugel durch den Kopf. Was geschieht aber dann mit dir?

– Mit mir? – als ob’s dich was angehen würde. Doch gleichviel, einer von uns muss sterben.

Und neuerdings zuckte ich mein Messer nach Marko’s Brust.

– Nur noch ein einziges Wort! – sagte Marko und fest, so dass ich unwillkürlich innehalten musste, während Marko im nämlichen Tone fortfuhr:

– Und wenn ich nur nach meinem Gesinde rufe, welches dich augenblicklich festnimmt, bindet und der Justiz überliefert, was dann? – Doch ich will nicht Verräther an dir werden zum zweiten mal. – Das Blut sühnt alles!

Dies sagend, griff er nach der Pistole, und ehe dch noch zu einem Entschhiße kommen konnte, stürzte er als Leiche zu meinen Füssen nieder. Die Kugel hatte mitten in’s Herz getroffen.


Примітки

Оповідання се було надруковане в «Czernowitzer Zeitung» 1868. Nr. 51 і 53. з д. 3 і 7 цвітня. Є се переробка з оповідання Федьковича «Побратим». Німецький нарис не має підпису автора, лише перед коротеньким переднім словом стоїть криптонім F. F. Що сей кріптонім означує не кого іншого. як Федьковича, на се вказує приписка «von einen Huzulen», дальше зміст переднього слова, де сказано, що автор хоче по можності вірно списати дійсні події знані йому із безпосередної обсервацій; в кінці за авторством Федьковича промовляє у кождій стрічці само оповідання, особливо уступ, (пор. с. 467) де оповідач каже себе називати Юрієм [Порівн. О. Маковей, Про Федьковича. – «Буковина», р. 1901, ч. 134].

Воно не є перекладом оповідання «Побратим», надрукованого перший раз у «Ниві» р. 1865, але свобідною перерібкою тої самої теми, при чім змінено імена і пропущено епілог. Оповідання се друкуємо з першодруку на основі копії, яку завдячуємо д-рові Осип. Маковеєві.

Наголовок «Skizzen», зміст переднього слова а також порядкове число 1, поміщене перед сим оповіданням, показує нам, що автор мав намір написати цілий ряд таких нарисів, але не вспів своєї гадки перевести в діло.

Пізніше, вже в 1880-х роках бачимо кілька Федьковичевих оповідань у фейлетонах німецьких часописів, наприклад «Der Wahlbruder» (Wiener Allgem. Zeitung, 1887; Bukowinaer Rundschau 1888 Nr. 496), «Ein Soldat» (Wiener Allg. Zeitung, 1887), але се дословні переклади Федьковичевих оповідань «Побратим» і «Сафат Зінич», довершені не Федьковичем. З тої причини сих німецьких нарисів тут не друкуємо.

Подається за виданням: Федькович Ю. Писання. – Льв.: друкарня Наукового товариства ім. Шевченка, 1902 р., т. 2, с. 461 – 470.