Der kranke Sohn
J. Fedkowicz (Юрій Федькович)
(Kleinrussischen Ballade)
Wie langsam schleicht doch die Mitternacht!
Beim kranken Sohne die Matter wacht.
Sie dämpft des Lämpchens stechendes Licht,
Sie streicht ihm die Locken aus dem bleichen Gesicht.
«Was ist dir»? Wo schmerzt’s dich, theueres Kind?»
«0 Mutter, was falsch doch die Weiber sind!»
«So warst du wieder bei der Wittib schön?»
«Ja, Mutter, ja, dort ist es gescheh’n!»
«Sie kochte dir doch kein Abendmahl?»
«Ja, Mutter, Fischlein, gar bunt und schmal».
«Hilf Himmel! Und kennst du die Fischlein nicht.
So dir sie gekocht zum AbendgerHit?»
«Wohl, Mutter, drüben im Schlagenwald
Sah Fischlein ich von solcher Gestalt»…
«Und als sie kochte, was sprach sie wohl?»
«Ei, Mutter, Sprüche gar gräulich und toll»…
«Was mögen’s für Sprüche gewesen sein?»
«Wohl Zaubersprüche, Mütterchen mein».
«Und speiste sie mit von dem Fischleingericht?»
«Wie bat ich sie, Mutter, sie wollt’ aber nicht»…
«Die Wirthin zuerst doch verkosten’s thut?»
«Sie meint’, soll nur essen, es wäre schon gut».
«Und ihre Kinder, naschten sie nicht
Von ihrem verdammten Höllengericht’?»
«Nein, Mutter, die kriegten gar nichts davon,
Sie schliefen ja längst im Kämmerlein schon».
«Und das Gesinde, mein theueres Kind’?»
«Das… wein’ nicht. Mutter! Du weinst dich noch blind».
«Und das Gesinde, mein theuerer Sohn?»
«Nichts, gar nichts! das schlich sich gar traurig davon»…
«Du speistest also ganz, ganz allein?x
«Und auch das Kätzchen! doch das nickte gleich ein»…
«Und ist dir seit jener Stunde nicht gut’?»
«O wüsstest du, Mutter, wie wehe das thut!»
«Hilf, Heiland! Du hast ihr doch nichts vertraut
Von deiner Hochzeit, von deiner Braut’?»
«Ja, Mutter, wohl! – ‘s war die Rede davon.
Sie lachte und meinte, sie hörte es schon»…
«Und wie? Wann meinst du dein Hochzeitsfest?
Ich lade auf morgen die vornehmsten Gast’».
«Noch heute, Mutter, noch heute! Hörst?
Den Pfarrer und Messner zu allererst!…
Und lass’ dann zimmern den Sargesschrein.
Und lade die Flötenspieler auch ein.
O lieb’ ich was mir das Flötenspiel!
Und ‘s Brautbett lass’ graben recht tief und kühl.
Ja, tief und kühl, lieb Mütterchen mein!
Und lad’ auch die schöne Witwe mir ein
Zum Hochzeitsschmaus und zum Honiggericht.
Doch wo hast du, Mutter, das Sterbelicht?
Zünd’s an, geschwind nur! und weine mir nicht!
Mir wird’s schon besser…»
Примітки
Flutenspieler – bei den Uzulen ist es Brauch, bei der Leiche, aber nur eines Leginj, Flöten zu blasen. Es werden eigene Flötenspieler und Schalmeibläser gedungen.
Honiggericht – gekochter, stark mit Honig versüsster Waizen, welcher nach der Beerdigung vom Priester gesegnet und an die Anwesenden vertheilt wird.
Друк. Am Tscheremusch, 1882, стор. 77 – 81.
Подається за виданням: Писання Осипа Юрія Федьковича. Перше повне і критичне видання. Том 1. Поезії / З перводруків і автографів зібрав, упорядкував і пояснення додав д-р Іван Франко. – Льв.: друкарня Наукового товариства ім. Шевченка, 1902 р., с. 766 – 768.