Reiters Irrfahrt
J. Fedkowicz (Юрій Федькович)
(Kleinrussischen Volkslied)
Irrte einst ein jugendlicher Reiter,
Irrte durch die weite, breite Steppe,
Irrte bis nach Untergang der Sonne.
Konnte keine traute Herberg7 finden,
Bis er spät des Nachts sie erst gefunden
Bei dem allerschönsten Steppenmägdlein.
«O um Gott, Du schönstes Steppenmägdlein,
Wolle doch die Nacht mich übernachten!
Mich und auch mein müdes, krankes Rösslein.
Bei dem Rösslein die verbrannte Rüstung,
Bei der Rüstung mein bethaut Gewaffen!
Werde nicht dein weisses Bett berühren,
Noch mein Rösslein deinen Stall betreten,
Noch die Rüstung deine Hall’ entzieren,
Noch’s Gewaffen deinen Saal durchklirren».
«O um Gott, du armer, müder Reiter!
Bist willkommen mir nebst deinem Rösslein.
Und der Rüstung dein, der sonnverbrannten,
Und den Waffen dein, vom Rost geröthet!
Wüsst’ ich nur, wann Zeit es, dich zu wecken,
Dass den Weg bei mir du nicht verschlummerst,
Deine Weiterreise nicht verschlafest,
Und die arme Steppenmaid verfluchest,
Bei der Mutter Seele drum verfluchest!»
«O um Gott, du schönste Steppenjungfrau,
Also weck’ mich eh’ der Morgen grauet,
Eh’ der Hahn den Tag noch angekündigt,
Eh’ der Schwan noch auf das Meer geflogen,
Eh’ der Hirt noch die Schalmei geblasen,
Der Uzul drei Hirsche noch erleget.
Der Ulan drei Liebchen nocht berücket,
Der Usar drei Türken noch erschlagen,
Eh’ der Serb’ drei Bräute noch verlassen.
Und der Lech und Riiss’ sich nimmer hassen!*
Wacht des Morgens auf der müde Reiter,
Blickt durch das krystallene Quartierchen1);
Hoch am Himmel steht bereits die Sonne,
Und der Hahn verkündigt schon den Mittag,
Und der Schwan ist schon auf’s Meer geflogen,
Und der Hirt hat die Schalmei geblasen,
Der Uzul drei Hirsche schon erleget,
Der Ulan drei Liebchen schon berücket,
Der Usar drei Türken schon erschlagen,
Und der Serb’ drei Bräute schon verlassen,
Auch der Lech und Russ’ sich nicht mehr hassen,
«O um Gott, du schönste Steppenjungfrau,
Warum hast du solches mir gethan?»
«Weil ich dich vom ganzen Herzen liebe,
Du mein schöner, junger Reitersmann!»
Примітки
Quartierchen – das Guckfensterchen, welches in kleinrussichen Bauernhäusern den vierten Theil des Fensters einnimmt.
Друк. Am Tscheremusch, 1882, стор. 67 – 70.
Подається за виданням: Писання Осипа Юрія Федьковича. Перше повне і критичне видання. Том 1. Поезії / З перводруків і автографів зібрав, упорядкував і пояснення додав д-р Іван Франко. – Льв.: друкарня Наукового товариства ім. Шевченка, 1902 р., с. 762 – 763.