6. Der bewährte Rath
J. Fedkowicz (Юрій Федькович)
An einem Bach so klar und heiter,
Da weidete der schönste Reiter
Im Blumengras sein treues Ross,
Daweil das Bächlein ruhig floss.
Es kam nun auch an diese Stelle
Ein Mägdlein jung, mit Aeuglein helle,
Und wollte füllen ihren Krug,
Da sprach zu ihr der Reiter klug:
«Warum so schnell, du meine Holde?
Ich schenk ein Ringlein dir vom Golde,
Nur weile hier und sprich mit mir, –
Bei Gott, ich gebJ ein Ringlein dir».
«Auch ohne Ringe wollt ich bleiben,
Doch würde mich die Mutter stäuben,
Denn meine Mutter ist so schlimm! –
Schon bebe ich vor ihrem Grimm».
«Ha, ha, so lacht der junge Reiter,
Wenn gar nichts mehr und gar nichts weiter,
So weiss ich dir ‘nen guten Rath,
Der öfter schon bewährt sich hat.
Dieweil du kommst nach Haus zurück,
Und Mütterchen mit strengem Blick
Dich fragt, wo du geweilt so lange.
So mache dir es ja nicht bange,
Und sag: Es zog am kühlen Strand
Ein Schwanenzug, und hat den Sand
Gemischt in seine klare Welle,
Da war ich denn gebannt zur Stelle.
Und bis der Quelle trübe Flut
Sich trinkbar rein und klar geruht,
Da musste ich so lange stehen, –
Der Reiter, Mutter, hat’s gesehen».
Примітки
Друк. Sonntagsblatt der Bukowina N 6 під заголовком Ruthenische Lieder von Josef von Fedkowicz.
Подається за виданням: Писання Осипа Юрія Федьковича. Перше повне і критичне видання. Том 1. Поезії / З перводруків і автографів зібрав, упорядкував і пояснення додав д-р Іван Франко. – Льв.: друкарня Наукового товариства ім. Шевченка, 1902 р., с. 722 – 723.